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Černý David

Tschechien

Die Kunst von David Černý (* 1967) prägt das Stadtbild von Prag wie keine andere Kunst seiner Zeit. Seine Skulpturen sind stets spektakuläre Anziehungspunkte und garantieren Gesprächsstoff. 2023 eröffnete in Prag ein Černý-Museum, welches seinen Werdegang vom Kunst-Punk zum Weltstar zeigt. Seine Kunst gilt als politisch, kritisch, provokativ, kontrovers, aber auch humorvoll. An der Bad Ragartz ist David Černý unter anderem mit der Skulptur «Quo Vadis» präsent. Historischer Hintergrund des Werkes ist der Exodus der Ostdeutschen nach Prag im Herbst 1989, der wesentlich zum Fall des Eisernen Vorhanges beigetragen hat. 1990 war David Černý 23 Jahre alt. Das Leben und das Schaffen des jungen Künstlers wurden zu dieser Zeit vom herrschenden System unterdrückt. David Černý zeigte sich von den politischen Entwicklungen beeindruckt. Als Tscheche kennt er die Herkunft des Wortes Roboter: 1920 beschrieb Karel Čapek künstliche Arbeiter als Roboter. Seither ist das Konzept von Maschinen mit menschlichem Antlitz oft künstlerisch bearbeitet worden. David Černý nutzte die Gelegenheit, auf günstiges Material zugreifen zu können, denn die Ostdeutschen liessen ihre Fahrzeuge überall in Prag stehen. Sie kannten nur ein Ziel: den Sprung über den Zaun der westdeutschen Botschaft. David Černý nahm sich einen Trabant und stellte ihn auf vier Beine, montierte grosse Hoden darunter und sprühte die Skulptur mit Goldbronze an. Den Namen des Kunstwerks, «Quo Vadis», brachte er auf dem Nummernschild auf. Hierbei vergass er auch nicht, dem Fahrzeug einen «Corps diplomatique»-Aufkleber zu verpassen.

 In der Nacht zum 1. Juli 1990, am Tag der deutschen Währungsunion, wurde «Quo Vadis» ohne Genehmigung auf dem Prager Marktplatz aufgestellt. Die Faszination der vom Regime geplagten Passantinnen und Passanten kannte keine Grenzen. Unzählige Fotos von «Quo Vadis» gingen um die ganze Welt –zu einer Zeit notabene, in der es noch keine iPhones gab!

Zitat

«Wenn es David Černý nicht in echt geben würde, hätten wir ihn erfinden müssen!»

Václav Havel,  Autor und tschechoslowakischer Staatspräsident

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