Hartlieb Ingrid
Wer sich Skulpturen der 1944 geborenen deutschen Künstlerin Ingrid Hartlieb nähert, hat definitiv ein Gegenüber. Denn die monolithisch anmutenden und in kraftvollem Duktus ausgeführten Werke vermögen es, den Raum weit über die Skulptur hinaus einzunehmen und zu bestimmen. Der Widerstand aber, den die beeindruckenden, unmittelbar und organisch aus dem Boden herauswachsenden Skulpturen den Besucher:innen im ersten Augenblick der Begegnung entgegensetzen, wird bei näherer Betrachtung sogleich zur Einladung zum vertieften Dialog mit dem Werk: Denn die archaischen Strukturen sind in ihrer Bearbeitung mit einer feinfühligen, zeichnerischen Textur verwoben, welche ein spannungsvolles Wechselspiel von Nähe und Distanz sowie von Fülle, Leere, Licht und Schatten eröffnet. Ein Umstand, der dazu verführen mag, den Urkräften, welche den Skulpturen innewohnen, zu trotzen und den Werken Hartliebs nicht nur visuell, sondern auch taktil nachzuspüren und auf den Grund zu gehen. Und je mehr und je länger man dies tut, umso mehr gewinnen die vorerst als abstrakt wahrgenommenen Kompositionen an fassbarer Gestalt, um sich letzten Endes als überaus lebendige Partner eines dynamischen Diskurses zwischen Mensch, Werk und Umraum zu manifestieren.
Zitat
«Jede Idee, jede Form im Raum entwickelt sich bei mir aus der Zeichnung.»