Siebers Stephan
Der Kölner Stephan Siebers (geboren 1963) beschäftigt sich in seinem Werk mit den Gesetzen der Schwerkraft und den so entstehenden, damit verbundenen Möglichkeiten der Illusion. Er versteht es, in immer neuen Varianten mit scheinbar unmöglichen Gleichgewichten zwischen Volumen und Masse zu überraschen. Würfel, Kugeln und andere Formen stehen fest aufeinander, obwohl sie zu fallen scheinen, während Bewegungen von der Zeit losgelöst werden. Seine Arbeiten wirken in ihrer Einfachheit illusionistisch und lassen einen die Schwere des Materials vergessen. Vergänglichen Momenten wird eine dauerhafte Form gegeben, fixiert durch die trotzige Unzerstörbarkeit des Metalls.
Die Inspiration von Stephan Siebers ist in der Ästhetik des Bauhauses verwurzelt und wird zudem beeinflusst von den minimalistischen Bildhauern der 1960er-Jahre, wie Richard Serra, Sol LeWitt und Anthony Caro. Diese Künstler richteten ihre Aufmerksamkeit auf damals unkonventionelle, industrielle Materialien, um so die physikalischen Eigenschaften ihrer Kunst zu akzentuieren. Stephan Siebers verinnerlicht ihr geistiges Erbe und wählt ebenfalls Materialien, die es ihm erlauben, Skulpturen mit einem gewissen Ungleichgewicht erstellen zu können.
Ob klein oder mehrere Meter hoch, das Ergebnis ist das gleiche: Die ihren Raum strukturierenden Balanceakte zeigen ein hohes Mass an ausgehaltener innerer Spannung und strahlen dennoch eine geradezu meditative Ruhe aus. Die seltene Leichtigkeit des hochkomplexen Prozesses einer ausgewogenen Gewichtsverteilung steht in starkem Kontrast zu der kompakten Stabilität und Schwere des Materials. Hinzu kommt die vordergründige Auseinandersetzung mit den elementaren Fragestellungen der Bildhauerei, also Gleichgewicht und Gravitation, die durch die offen versteckten Assoziationen mit menschlichen Zuständen wie emotionaler Instabilität und der Sehnsucht nach Sicherheit anzurühren versteht.
Zitat
«Ich möchte Räume konstruieren, die uns ein wenig mehr davon erfahren lassen, wer wir sind, damit wir alle anders werden können, als wir sind … Ich arbeite, um herauszufinden, was ich nicht weiss.»